Was ist meine Philosophie für den Sprachenunterricht? Ich denke, meine Ideen sind denen von Hilbert Meyer, mit dem ich während meines Referats in Mönchengladbach vor vielen Jahren in Berührung gekommen bin, sehr ähnlich. Ich würde sie gerne nach und nach erklären und ggfs. ergänzen.
1. Klare Strukturierung des Unterrichts: Die Schüler sollten stets wissen, welche Lernziele ich in der jeweiligen Stunde verfolge, und wie ich meine Lernziele erreichen möchte, d.h. sie sollten wissen, welche Inhalte Teil der Stunde sind. Sie sollten sich ihrer Rollen in den unterschiedlichen Unterrichtsphasen bewusst sein. Daher brauchen wir Rituale. Die Schüler sollten sie kennen, sie beachten und sie umsetzen.
2. Effizientes Zeitmanagement: Ich denke, dass gutes Zeitmanagement im Bereich des Unterrichtens genauso nützlich und wichtig ist wie in vielen anderen Berufen. Es ist daher wichtig, die einzelnen Stunden sorgfältig zu planen. Die Schüler sollen die Zeit bekommen, die sie benötigen, um sich die jeweiligen Lehrinhalte anzueignen.
3. Eine gute Lernatmoshäre: Das ist ein sehr wichtiger Aspekt. Gegenseitiger Respekt unter Lehrern und Schülern ist entscheidend. Wir müssen uns aufeinander verlassen können und gegenseitig Verantwortung übernehmen. Der Schüler soll sich im Unterricht wohl fühlen. Der Schüler soll erkennen, dass sein Lehrer echtes menschliches Interesse an ihm zeigt und ihm helfen möchte, in seinem Lehrprozess voranzuschreiten. Die Schüler sollen auch ermutigt werden, sich zu motivieren und sich gegenseitig zu helfen. Sie sollen individuelle und gemeinsame Ziele verfolgen.
4. Transparenz: Als ein Lehrer muss ich meine Aufgaben transparent machen: Welche einzelnen Schritte werden wir vornehmen, um die erwünschten Lernziele zu erreichen? Der Lernprozess als Ganzes sollte für die Schüler völlig überschaubar sein. Am Ende der Stunde sollten die Ergebnisse zusammengefasst werden. Sie sollten für jeden Schüler verständlich sein.
5. Bedeutungsvolle Kommunikation: Vielleicht ist dies der wichtigste Aspekt zusammen mit dem Dritten. Im Sprachenunterricht sollte der Kommunikation Priorität gegeben werden. Grammatik ist auch wichtig, aber sie hat eine dienende Funktion, d.h. sie sollte Kommunikation ermöglichen. Eine stimulierende Kommunikationskultur sollte das Ziel des Sprachenunterrichts sein. Die Schüler sollten in die Planung der Stunden miteinbezogen und ermutigt werden, ein konstruktives Feedback zu geben.
6. Variable Methoden: Der Unterricht ist eine Produktion wie ein Theaterstück und sollte sich nicht immer gleich entwickeln. Er sollte variabel sein, d.h. der Lehrer sollte ein Repertoire verschiedener Methoden haben. Apropos Theaterproduktionen: Ich denke, dass es eine gute Idee ist, Theaterelemente in den Unterricht miteinzubeziehen. Ich habe ein Buch des Goethe Instituts Südafrikas gefunden, aus dem ich ein paar Ideen, wie z.B. den Samba-Kreis, entnommen habe. Theaterelemente können in den Fremdsprachenunterricht aller Niveaustufen von A1 bis C2 integriert werden.
7. Individuelle Unterstützung: Wenn ich eine Gruppe von zwanzig Schülern habe, habe ich zwanzig Individuen, die alle unterschiedlich denken, und die alle ihr eigenes Lernverhalten haben. Unterschiedliche Lernertypen… Das bedeutet, ich muss ganz unterschiedliche Anforderungen erfüllen, soweit es in meiner Macht steht. Jedes Individuum braucht angemessene Unterstützung. Ein zentraler Begriff in diesem Kontext ist die sogenannte Binnendifferenzierung, die besonders bei nicht so homogenen Gruppen erforderlich ist.
8. Intelligentes Üben: Alles, was im Fremdsprachen-unterricht eingeführt worden ist, muss zur Festigung geübt werden. Um dies zu erreichen kann der Lehrer die Schüler mit gewissen Lernstrategien vertraut machen, die zu den einzelnen Lernertypen passen. Die Methoden sollten variieren, wenn die Schüler ihre Aufgaben erledigen, damit diese nicht ihrer überdrüssig werden, sondern sie als echte Chance ansehen, um ihre Sprachkenntnisse zu verbessern.
9. Klare Leistungsanforderungen: Die Leistungs-anforderungen sollten stets transparent sein. Die Schüler haben das Recht auf ein unmittelbares Feedback. Der Lehrer sollte sich bemühen, so klar und fair wie möglich zu sein.
10. Stimulierende Lernumgebung: Der Klassenraum sollte ästhetisch gestaltet sein, um eine stimulierende Lernumgebung zu bieten. Es sollte genug Licht geben. Wenn möglich, so sollte es Raum zur Bewegung für die Schüler geben. Das ist nicht nur wichtig für die Einbeziehung von Theaterelementen, sondern auch für Gruppenarbeit. Es ist einfacher, soziales und affektives Lernen in einer stimulierenden Lernumgebung zu fördern.
Ich denke, dass alle der oben genannten Aspekte notwendig sind, damit die Schüler in ihrem Lernprozess Fortschritte machen. Was einen guten Lehrer abgesehen von seiner fachlichen Qualifizierung ausmacht ist Liebe zu seinen Mitmenschen und ein gesunder Sinn für Humor.
Es versteht sich von selbst, dass die vier Fertigkeiten (sprechen, hören, lesen, schreiben) im Sprachenunterricht verbessert werden müssen. Manchmal sollte der Lehrer Projektarbeit oder eine Phase des E-learning in seinen Unterricht integrieren. Ich persönlich mag kreatives Schreiben, z.B. Gedichte schreiben, und ich möchte meine Schüler ermutigen, kreative Erfahrungen zu machen, indem sie ihre eigenen Texte verfassen und diese einem Publikum vorstellen. Ich möchte auch, dass sie so viel wie möglich in der jeweiligen Sprache lesen und so viel wie möglich die Sprache hören, indem sie sich Serien, Filme oder die Nachrichten anschauen. Auch die Aussprache muss trainiert werden, insbesondere wenn die Muttersprache der Schüler aus einer Sprachfamilie stammt, die von der Unterrichtssprache (sehr) weit entfernt ist. Letztlich möchte ich betonen, dass die Schüler meiner Meinung nach nicht nur die Sprache selbst erwerben, sondern sich auch interkulturelle Kenntnisse aneignen sollten.
Ich denke, ich habe aufgezählt, was für mich beim Sprachenlernen wichtig ist. Sicherlich gibt es noch Vieles zu sagen… Für Ideen und Ratschläge bin ich stets dankbar!